Ab in den Süden |
Wieder einmal ist der letzte Post eine Ewigkeit her, und
wieder einmal habe ich keine Entschuldigung außer meiner miesen Stimmung. Irgendwie
ist langsam echt die Luft raus – ich habe ja von Anfang an mit Schwierigkeiten
zu kämpfen gehabt, was die Gewöhnung an die Kultur betrifft, und mittlerweile
kann ich mich nicht mehr aufraffen es zu versuchen. Die Arbeit ist nach wie vor
okay, die Gastfamilie anstrengend, ich genervt von allem und jedem und geistig
schon wieder zu Hause. Mehr dazu gibt es in meinem Zwischenbericht.
Aber! Es gibt ja auch schöne Tage, von denen ich immer fleißig
hier berichtet habe, und mit dieser Tradition will ich jetzt nicht brechen,
also mache ich es wie immer und ignoriere all meine Probleme. Seit meinem
letzten Post war ich schon drei Mal wieder am Strand, einmal in Cabarete zum
Surfen über Ostern, das erste Maiwochenende im Süden und letzte Woche auf
Samaná für meinen Geburtstag.
Cabarete mit Käthe |
Das Wochenende in Cabarete war super entspannt, ich lag
entweder am Strand oder am Pool und las die Harry-Potter-Reihe zum millionsten
Mal. Am Sonntag ging es dann früh morgens gemeinsam mit Käthe los nach Rio San
Juan, wo wir uns eine Lagune anschauen wollten. Gegen Mittag machte ich mich
dann auf den Heimweg, was sich als ziemliches Abenteuer herausstellen sollte.
In der Dom Rep ist das so: öffentliche Verkehrsmittel fahren
in der Regel nur, solange es hell ist, also so sechs Uhr ungefähr. Um nach
Jarabacoa zu kommen, musste ich von Rio San Juan nach San Francisco de Macorís,
von SFM nach La Vega und von dort dann nach Jarabacoa. In La Vega fahren die
Guaguas länger (bis 19:30), das heißt, ich musste spätestens um halb sieben ein
Guagua in SFM nehmen (vorausgesetzt, es gab eins um die Uhrzeit). Ich hatte
also geplant, gegen halb sechs in SFM anzukommen, um auf der sicheren Seite zu
sein. Alles kein Problem, ich wäre sogar noch früher da gewesen, wenn alles gut
gegangen wäre. Aber da das hier die Dom Rep ist, geht natürlich nichts
reibungslos.
Die Lagune |
Der Bus fuhr pünktlich los, ich hatte einen Zweiersitz für mich
allein, ein Buch auf dem Schoß und zu meiner Linken das Meer. Die erste Stunde
war ich also entspannt und sah aus dem Fenster auf der rechten Seite auf das
Meer hinaus… Moment. Auf meiner rechten
Seite?! Hektisch zog ich mein Handy hervor und öffnete Google Maps, um mir
bestätigen zu lassen, was ich schon wusste: aus irgendeinem Grund fuhren wir
wieder zurück. Ein kurzes Gespräch mit dem Fahrer löste meine Verwirrung auf:
er hatte eine Station vergessen und fuhr nun also 45 Minuten zurück. Also eine
Verspätung von anderthalb Stunden für mich. Und somit eine verdammte
Katastrophe! Was bitte sollte ich denn mutterseelenallein in San Francisco, im
Dunkeln, bis zum nächsten Morgen? Naja, keinen Sinn sich darüber aufzuregen,
alles was ich tun konnte, war zu hoffen, das letzte Guagua doch noch zu
bekommen. Und ich hatte Glück. Als ich aus dem Bus stieg, sah ich das Guagua auf
mich zufahren und sprang förmlich davor, um es anzuhalten. Ähnlich abenteuerlich
gestaltete sich das Anhalten des Guaguas in La Vega, aber letztendlich schaffte
ich es doch noch in einem Stück bis zurück nach Jarabacoa. Und auch, wenn mir
zwischendurch schon mal mulmig zumute war, es war kein Vergleich zu der
Panikattacke, die ich vor einem halben Jahr bekommen hätte. Wenn ich eins in
der Dom Rep gelernt habe, dann das: am Ende geht doch immer alles irgendwie gut
aus, und Panik schieben bringt einen so gar nicht weiter.
Kurz danach hat mich eine Welle umgeworfen |
Da der erste Mai auch in der Dom Rep ein Feiertag ist,
beschloss ich, das lange Wochenende für eine Fahrt in den Süden zu nutzen. „Ärmer,
aber schöner“, so wurde mir der Süden bisher beschrieben und dem kann ich mich
nur anschließen. Es ist wärmer dort unten und das Meer viel heller und klarer als an der Nordküste.
Der Ausblick von der Hütte, in der wir übernachteten, war einfach spektakulär (siehe oben).
mit Käthe Larimar suchen |
Eine Nacht verbrachte ich mit Käthe und zwei anderen
Freiwilligen in Barahona, am nächsten Tag ging es weiter nach San Rafael. Hier
sammelten wir am Playa Bahoruco bestimmt eine Tonne Larimar, auch Atlantisstein
genannt. Larimar kommt nur an zwei Orten auf der ganzen Welt vor und wurde erst
1974 entdeckt. Auf diversen Internetseiten findet man relativ dubiose
Geschichten über seinen Ursprung und seine Wirkung, tatsächlich aber finde ich
ihn einfach nur ziemlich hübsch. Und wenn er mich gleichzeitig vor Untreue
schützt, hey, dann schaue ich doch dem geschenkten Gaul nicht ins Maul.
Geburtstags-Pizza essen am Strand |
Das letzte Strandwochenende war dann am anderen Ende der
Insel: auf der Halbinsel Samaná. Donnerstag ging es los nach Las Terrenas, wo
sich alle Freiwilligen zu einem Reflektionstag trafen. Es war super, alle mal
wieder zu sehen und den Abend gemeinsam zu verbringen.
Freitagmittag ging es dann in der kleinen Gruppe weiter nach
Las Galeras, wo in meinen Geburtstag reingefeiert wurde. Am Nachmittag waren
wir noch am Strand, liefen dann etwa einen Kilometer zurück zu unserer Hütte
und futterten den vorher schnell gekochten Nudelsalat. Während ich dann den
mitgebrachten halben Liter Jägermeister verteilte, ließen wir es uns bei Musik
gut gehen. Gut gehen heißt in diesem Fall: Ich färbte mir die Haare wieder
heller und schnitt bei allen anderen ein Stück ab, was mir erstaunlich viel
Spaß gemacht hat (und für den Alkoholpegel auch wirklich gut aussah!). Falls es
also nichts wird mit dem Studium, steht jetzt mein Plan B.
Auf einem Pickup mit Patrick am Meer entlang |
Am Samstag fuhren wir zum berühmten Playa Rincón, wo wir
meinen Geburtstag dann ganz entspannt im Meer und im Fluss verbrachten. Auf der Rückfahrt am Sonntag fiel dann der Satz, der zum Titel
dieses Posts werden sollte. Wir saßen hinten auf einem Pickup auf dem Weg nach
Samaná Stadt, als jemand mit einer Menge Tüten und einem Pappkarton zusteigen
wollte. Der Karton fiel ihm in hohem Bogen aus den Armen.
Ich: Ohje, ich hoffe, da waren keine Eier drin.
Johanna: Oder was Lebendiges.
Wie sich rausstellte, sollten wir beide mit unseren
Befürchtungen Recht behalten, denn der Mann öffnete den Karton, sagte „Hier,
halt mal mein Huhn“ zu meinem Sitznachbarn und drückte ihm selbiges in die
Hand, während er ein zerbrochenes Ei aus dem Karton warf. Das traumatisierte
Huhn wurde wieder fachgerecht zu seinen verbliebenen Eiern in den Karton
gestopft, dieser mit Klebeband verschlossen und weiter ging die Fahrt.
Tiertransport in der Dom Rep – immer wieder ein Abenteuer.